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Pflanzenauswahl für Push & Pull-Systeme in der Hydroponik
Strategische Begleitpflanzen zur Schädlingskontrolle (auch im Topf nebenan)

Allgemeine Überlegungen zur Pflanzenauswahl

Die effektive Gestaltung eines Push & Pull-Systems erfordert eine sorgfältige Auswahl von Begleitpflanzen. Diese sollten nicht nur spezifische Schädlinge abwehren oder anlocken können, sondern auch gut in ihrer jeweiligen Umgebung gedeihen. Wenn Begleitpflanzen in separaten Töpfen neben der Hydroponik platziert werden, entfallen viele Einschränkungen bezüglich Wurzelsystem und Nährstoffmanagement, was die Auswahl erheblich erweitert. Im Folgenden sind Pflanzen nach den Schädlingen sortiert, die sie beeinflussen, und es wird angegeben, ob sie für die Hydroponik selbst oder einen separaten Topf geeignet sind. Am Ende diesen Artikels finden Sie auch noch eine Liste der üblichen Schädlinge, je nach angebauter Pflanze.

1. Blattläuse (Aphidoidea)

Push-Pflanze: Basilikum (Ocimum basilicum)

Funktion: Abwehr.
Eigenschaften: Gibt ätherische Öle (Eugenol, Linalool) ab, die Blattläuse abschrecken.
Platzierung: Ideal in der Hydroponik oder im Topf nebenan. Mittelstarkzehrer, Flachwurzler.

Push-Pflanze: Knoblauch (Allium sativum)

Funktion: Abwehr.
Eigenschaften: Schwefelhaltige Verbindungen sind für Blattläuse unattraktiv.
Platzierung: Besser im Topf nebenan, aber auch in Hydroponik möglich (braucht feste Verankerung). Schwachzehrer, Flachwurzler.

Pull-Pflanze: Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)

Funktion: Anlocken (als Fangpflanze).
Eigenschaften: Blattläuse bevorzugen Kapuzinerkresse gegenüber vielen Kulturen.
Platzierung: Sehr gut in der Hydroponik oder im Topf nebenan. Mittelstarkzehrer, Flachwurzler. Regelmäßiges Entfernen befallener Pflanzenteile ist entscheidend.

Pull-Pflanze (Nützlinge): Dill (Anethum graveolens)

Funktion: Fördert Nützlinge (Marienkäfer, Schwebfliegen, Schlupfwespen), die Blattläuse fressen.
Eigenschaften: Bietet Nektar und Pollen für Nützlinge.
Platzierung: Gut in der Hydroponik oder im Topf nebenan. Schwachzehrer, Tiefwurzler.

Pull-Pflanze (Nützlinge): Koriander (Coriandrum sativum)

Funktion: Fördert Nützlinge (Schwebfliegen, Schlupfwespen, Florfliegen), die Blattläuse bekämpfen.
Eigenschaften: Blüten locken Nützlinge an.
Platzierung: Gut in der Hydroponik oder im Topf nebenan. Schwachzehrer, Flachwurzler.

2. Weiße Fliegen (Aleyrodidae)

Push-Pflanze: Ringelblume (Calendula officinalis)

Funktion: Abwehr.
Eigenschaften: Produziert Pyrethrine und andere abstoßende Chemikalien.
Platzierung: Besser im Topf nebenan. Schwachzehrer, Tiefwurzler.

Push-Pflanze: Katzenminze (Nepeta cataria)

Funktion: Abwehr.
Eigenschaften: Das enthaltene Nepetalacton wirkt als starkes Repellent für viele Insekten, einschließlich Weißer Fliegen.
Platzierung: Gut im Topf nebenan. Schwachzehrer, Flachwurzler.

Pull-Pflanze: Kardamom (Elettaria cardamomum)

Funktion: Anlocken (als Fangpflanze).
Eigenschaften: Weiße Fliegen werden von Kardamom angelockt, kann als "Sacrifice Crop" dienen.
Platzierung: Nur im Topf nebenan (benötigt spezielle Bedingungen). Schwachzehrer, Tiefwurzler.

3. Spinnmilben (Tetranychidae)

Push-Pflanze: Minze (Mentha spp.)

Funktion: Abwehr.
Eigenschaften: Menthol und Menthon wirken abstoßend.
Platzierung: Gut in der Hydroponik (Wurzelsystem kontrollieren) oder im Topf nebenan. Mittelstarkzehrer, Flachwurzler.

Push-Pflanze: Koriander (Coriandrum sativum)

Funktion: Abwehr.
Eigenschaften: Seine Geruchsstoffe können Spinnmilben abschrecken.
Platzierung: Gut in der Hydroponik oder im Topf nebenan. Schwachzehrer, Flachwurzler.

Pull-Pflanze: Stangenbohne (Phaseolus vulgaris, bestimmte Sorten)

Funktion: Anlocken (als Fangpflanze).
Eigenschaften: Spinnmilben bevorzugen Bohnen als Wirtspflanze.
Platzierung: Nur im Topf nebenan. Starkzehrer, Tiefwurzler. Befallene Pflanzen müssen regelmäßig entfernt werden.

4. Trauermücken (Sciaridae) und Pilzmücken

Push-Pflanze: Rosmarin (Salvia rosmarinus)

Funktion: Abwehr.
Eigenschaften: Der starke Geruch von Rosmarin (Ätherische Öle wie Cineol, Pinen) kann Trauermücken abschrecken.
Platzierung: Gut im Topf nebenan. Schwachzehrer, Tiefwurzler. Mäßig in Hydroponik möglich.

Push-Pflanze: Geranie (Pelargonium spp.)

Funktion: Abwehr.
Eigenschaften: Viele Geranienarten geben Stoffe ab, die Insekten abstoßen.
Platzierung: Nur im Topf nebenan. Schwachzehrer, Flachwurzler.

5. Thripse (Thysanoptera)

Push-Pflanze: Majoran (Origanum majorana)

Funktion: Abwehr.
Eigenschaften: Die ätherischen Öle können Thripse abschrecken.
Platzierung: Gut in der Hydroponik oder im Topf nebenan. Schwachzehrer, Flachwurzler.

Pull-Pflanze: Iberis (Schleifenblume, Iberis umbellata)

Funktion: Anlocken (als Fangpflanze).
Eigenschaften: Bestimmte Iberis-Arten ziehen Thripse an.
Platzierung: Nur im Topf nebenan. Schwachzehrer, Tiefwurzler.

Allgemeine Nützlingsförderung (unabhängig vom spezifischen Schädling)

Pull-Pflanze (Nützlinge): Fenchel (Foeniculum vulgare)

Funktion: Fördert Nützlinge (Marienkäfer, Schwebfliegen, Schlupfwespen).
Eigenschaften: Doldenförmige Blüten sind eine attraktive Nahrungsquelle.
Platzierung: Besser im Topf nebenan (benötigt mehr Platz). Mittelstarkzehrer, Tiefwurzler.

Pull-Pflanze (Nützlinge): Schafgarbe (Achillea millefolium)

Funktion: Fördert Nützlinge (Marienkäfer, Florfliegen, Raubwanzen).
Eigenschaften: Attraktiv für eine breite Palette von Nützlingen.
Platzierung: Nur im Topf nebenan. Schwachzehrer, Tiefwurzler.

Pull-Pflanze (Nützlinge): Buchweizen (Fagopyrum esculentum)

Funktion: Fördert Nützlinge (insbesondere Schwebfliegen und Marienkäfer).
Eigenschaften: Blüht schnell und bietet reichlich Nektar und Pollen.
Platzierung: Gut in der Hydroponik (als schnellwachsender, kurzlebiger Nützlingsmagnet) oder im Topf. Schwachzehrer, Flachwurzler.

Wichtige Hinweise für die Hydroponik & Begleitpflanzung

  • Nährstoffmanagement: Bei Pflanzen direkt in der Hydroponik auf den Nährstoffbedarf achten und bei Bedarf die Nährlösung anpassen. Schwachzehrer sind oft einfacher zu integrieren. Bei Topfpflanzen ist eine separate Düngung möglich.
  • Wurzelmanagement: Pflanzen in der Hydroponik mit aggressivem Wurzelwachstum müssen kontrolliert werden. Topfpflanzen lösen dieses Problem elegant.
  • Regelmäßige Überwachung: Alle Pflanzen, insbesondere Fangpflanzen, müssen regelmäßig auf Schädlingsbefall kontrolliert werden. Stark befallene Fangpflanzen sollten entfernt oder gezielt behandelt werden, bevor sie zu einer Brutstätte werden.
  • Lichtbedarf: Stelle sicher, dass alle Begleitpflanzen ausreichend Licht erhalten, um ihre Funktion erfüllen zu können.
  • Experimentieren: Die Wirksamkeit von Push & Pull-Systemen kann je nach den spezifischen Bedingungen (Klima, Schädlingsdruck, Hauptkultur) variieren. Experimentiere mit verschiedenen Kombinationen, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Häufige Schädlinge in der Hydroponik nach Hauptkultur

Die Kenntnis der typischen Schädlinge für bestimmte hydroponisch angebaute Kulturen ist entscheidend für die proaktive Planung eines effektiven Push & Pull-Systems. Diese Liste bietet einen Überblick über häufige Schädlinge, die man je nach Hauptkultur erwarten kann, und die dazugehörigen Symptome.

Blattsalate (z.B. Kopfsalat, Rucola, Spinat)
  • Blattläuse: Kleine Insekten an Blattunterseiten und jungen Trieben. Saugschäden, Honigtau, Wachstumsstörungen.
  • Weiße Fliegen: Kleine, weiße, fliegende Insekten, oft an Blattunterseiten. Saugschäden, Honigtau, gelbe Flecken.
  • Trauermücken: Kleine, schwarze Mücken, die um die Pflanzen schwärmen. Ihre Larven können feine Wurzeln schädigen.
  • Thripse: Winzige, längliche Insekten, die silbrige Spuren und Verfärbungen auf den Blättern hinterlassen.
Kräuter (z.B. Basilikum, Minze, Koriander, Petersilie)
  • Blattläuse: Sehr häufig, besonders an jungen Trieben. Deformation der Blätter.
  • Spinnmilben: Feine Gespinste an Blattunterseiten, kleine gelbe Sprenkel auf Blättern.
  • Weiße Fliegen: Können an verschiedenen Kräutern auftreten, besonders bei dichterem Wuchs.
  • Trauermücken: Häufig in feuchten Substraten oder bei feuchten Root-Zonen.
Fruchtgemüse (z.B. Tomaten, Gurken, Paprika, Erdbeeren)
  • Weiße Fliegen: Einer der hartnäckigsten Schädlinge, führen zu Wachstumsdepressionen und Honigtau.
  • Spinnmilben: Verursachen oft große Schäden, mit Gespinsten und Blattverfärbungen (silbrig-bronzen).
  • Thripse: Können Blüten und Früchte schädigen, hinterlassen silbrige Narben auf Blättern.
  • Blattläuse: Können an jungen Trieben und Blüten auftreten, insbesondere bei Tomaten und Paprika.
  • Minierfliegen (z.B. Liriomyza spp.): Larven fressen Gänge (Minen) in Blätter, reduzieren Photosynthese.
Wurzel- und Knollengemüse (z.B. Radieschen, Karotten, Rettich)
  • Blattläuse: Können die oberirdischen Blätter befallen und die Pflanzen schwächen.
  • Trauermücken: Ihre Larven können junge Wurzeln und die Knolle selbst schädigen.
  • Kohlschädlinge (bei Kohlgewächsen wie Radieschen): Dazu gehören Kohlfliegen und Blattläuse.
Zitrusgewächse (falls hydroponisch kultiviert)
  • Blattläuse: Befallen junge Triebe und Blätter.
  • Weiße Fliegen: Häufig an Zitrusblättern zu finden.
  • Schildläuse / Wollläuse: Feste, schildartige oder wollige Gebilde an Ästen und Blättern, Saugschäden, Honigtau.
  • Spinnmilben: Können bei trockenem Klima auftreten.
Wichtiger Hinweis:

Diese Liste stellt eine allgemeine Orientierung dar. Der tatsächliche Schädlingsbefall kann je nach Region, Gewächshausbedingungen, Hygiene und eingeschleppten Schädlingen variieren. Regelmäßiges Monitoring ist immer die beste Strategie, um Probleme frühzeitig zu erkennen und zu handeln.

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