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Düngesalzfreisetzung

  • Übliche Konzentrationen in Nährstoffen

    Orchilla Guano A A The great soil enricher
    Boston Public Library, Print Department

    Die Zusammensetzung von Hydrokulturdüngern ist völlig verschieden im Vergleich zu den Düngern für Erdkulturen. Pflanzen, die in Erdböden kultiviert werden, benötigen völlig andere Düngermischungen als Hydrokulturen. Als Orientierung: Organische Dünger benötigen oft (je nach Zusammensetzung) Mikroorganismen um die Nährstoffe für die Pflanzen aufzuschließen. Anorganische Dünger benötigen keine Mikroorganismen um der Pflanze alle Nährstoffe liefern zu können. Auch hier gilt natürlich: Die Ausnahme bestätigt die Regel.

    Hydrokulturdünger müssen den besonderen Bedingungen einer Hydrokultur Rechenschaft tragen. Diese ergeben sich zum einen aus dem fehlen von Mikroorganismen, welche zur chemischen Aufspaltung der Düngerstoffe im Erdreich benötigt werden - und auch nur dort zu finden sind, zum anderen aus der fehlenden Pufferung des Hydrokultursystems sowie aus der Tatsache, dass es sich um ein geschlossenes System handelt.

    Wichtige Randbedingungen sind unter anderem: Hydrokulturdünger sollten nicht zu viele Ballast-Salze enthalten (Natrium, Chlorid etc.). Der Ammonium und Stickstoff-Anteil sollte nicht mehr als etwa 50 % des gesamten Stickstoff- (N) Angebotes ausmachen, um eine Versauerung der Nährlösung zu vermeiden.

    Das wiederum gilt aber nicht für sehr harte (Kalkreiche) Gießwässer. Auch der Phosphatgehalt sollte deutlich niedriger sein - im Vergleich zu Düngemitteln für Erdkultur.

     

    Dünger mit Puffer-Effekt / Reservoire oder sogenannter Langzeit-Dünger

    Für Hydrokulturen gibt es Ionenaustauscherdünger am Markt. Seit Jahrzehnte war der Ionenaustauscherdünger “Lewatit HD5” der einzige Ionenaustauscherdünger auf dem Markt. Er wurde in den 70er Jahren von der Firma Bayer AG entwickelt und unter verschiedenen Handelsnamen vermarktet. Später wurde von der gleichen Firma das “Lewatit HD5 plus” für salzarme Gießwässer (weiches Wasser) entwickelt.

    Inzwischen wird nur noch das bekannte Lewatit HD50 hergestellt. Dieses soll optimiert sein für jeden Härtegrad des Wassers. Jedoch wird vom Hersteller immer noch empfohlen bei weichem Wasser Kalk zuzufügen um die Versorgung sicherzustellen. 

     

    Welche Flüssigdünger kann man verwenden?

    Das Angebot an Flüssigdüngern und Nährstofflösungen ist inzwischen unübersehbar geworden (1). Neben Flüssigdünger für den Profi in größeren Gebinden, werden für den Hobbybereich Produkte in kleineren Mengen angeboten. Meist handelt es sich um sogenannte Universaldünger. Allerdings bieten einige Hersteller auch spezielle Düngemittel für die Hydrokultur an.

    Auffallend hierbei: fast alle Hersteller halten sich bei konkreten Angaben zu den Pflanzen für die der Dünger "optimal" sein soll zurück. Ebenso bei der Dosierung in Abhängigkeit der Wachstumsentwicklung. Selbst wenn bestimmte Pflanzen beim Namen genannt werden, wird hier scheinbar bewusst nicht ins Detail gegangen. Wenn Sie an Tomaten denken, werden Sie vermutlich nicht an alle 3.200 Sorten denken die momentan angebaut werden (Quelle). Nun zu glauben, das hier ein und derselbe Dünger durchweg gute Ergebnisse liefert erscheint wohl auch dem Laien als völlig unglaubwürdig.

    1) Eine (stets) unvollständige Liste handelsüblicher Dünger können Sie hier finden. Wir führen diese Liste nur als Zutatenliste für selbstgemachte Nährstofflösungen. Wie man dies machen kann finden Sie hier ausführlich an einer Beispiel-Mischung beschrieben. Die Artikelserie beginnt hier: Hydroponikdünger selber mischen: Einleitung

     

     

    Es gibt verschiedene Möglichkeiten, in der Hydrokultur Pflanzen zu düngen:
     
    • Mit flüssigem anorganischen Volldünger, dieser wird in Großanlagen aufgrund der Leitfähigkeitsmessung des Wassers automatisch zudosiert.

    • Durch Düngesalzfreisetzung aus festem Ionenaustauscher-Granulat.

    • Aufschlämmung von organischem Dünger oder Zusatz solcher Nährstofflösungen.

    • Eine Humus- oder Kompostschicht, die bei Ebbe-Flut-Systemen auf die oberste Substratschicht aufgebracht wird und nur bei Düngerbedarf von oben gewässert wird.


    Je nach Nährstoffzusammensetzung belaufen sich die zu erwartenden Konzentrationen in folgenden Größenordnungen:
     

    Verbindungen und Spurenelemente / Größenordnungen in Nährstofflösungen

    K

    Kalium

    0,5 - 10 mmol/L

    Ca

    Calzium

    0,2 - 5 mmol/L

    S

    Schwefel

    0,2 - 5 mmol/L

    P

    Phosphor

    0,1 - 2 mmol/L

    Mg

    Magnesium

    0,1 - 2 mmol/L

    Fe

    Eisen

    2 - 50 µmol/L

    Cu

    Kupfer

    0,5 - 10 µmol/L

    Zn

    Zink

    0,1 - 10 µmol/L

    Mn

    Mangan

    0 - 10 µmol/L

    B

    Bor

    0 - 0,01 ppm

    Mo

    Molybdän

    0 - 100 ppm

    NO2

    Nitrit

    0 – 100 mg/L

    NO3

    Nitrat

    0 – 100 mg/L

    NH4

    Ammoniak

    0,1 - 8 mg/L

    KNO3

    Kaliumnitrat

    0 - 10 mmol/L

    Ca(NO3)2

    Calciumnitrat

    0 - 10 mmol/L

    NH4H2PO4

    Ammoniumdihydrogenphosphat

    0 - 10 mmol/L

    (NH4)2HPO4

    Diammoniumhydrogenphosphat

    0 - 10 mmol/L

    MgSO4

    Magnesium sulfat

    0 - 10 mmol/L

    Fe-EDTA

    Ethylendiamintetraessigsäure

    0 – 0,1 mmol/L

    H3BO3

    Borsäure

    0 – 0,01 mmol/L

    KCl

    Kaliumchlorid

    0 – 0,01 mmol/L

    MnSO4

    Mangan (II)-Sulfat

    0 – 0,001 mmol/L

    ZnSO4

    Zinksulfat

    0 – 0,001 mmol/L

    FeSO4

    Eisen(II)-sulfat

    0 – 0,0001 mmol/L

    CuSO4

    Kupfersulfat

    0 - 0,0002 mmol/L

    MoO3

    Molybdänoxid

    0 – 0,0002 mmol/L

     
     

     

    Kontext:


     

    Geschichtlich erste Nährlösung nach Sachs und Stöckhardt

    Ein Liter fertige Lösung enthält:
    1 g Kaliumnitrat
    0,5 g Calciumsulfat
    0,4 g Magnesiumsulfat
    0,5 g Calciumhydrogenphosphat
    und eine Spur Eisen-(III)-chlorid.

    Nährlösung nach Wilhelm Knop

    Ein Liter fertige Lösung enthält:
    1,00 g Ca(NO3)2 Calciumnitrat
    0,25 g MgSO4 * 7 H2O Magnesiumsulfat
    0,25 g KH2PO4 Kaliumdihydrogenphosphat
    0,25 g KNO3 Kaliumnitrat
    Spuren FeSO4 * 7 H2O Eisen(II)-sulfat.

    Medium nach Pirson und Seidel

    Ein Liter fertige Lösung enthält:
    1,5 milliMol KH2PO4
    2,0 mM KNO3
    1,0 mM CaCl2
    1,0 mM MgSO4
    18 μM Fe-Na-EDTA
    8,1 μM H3BO3
    1,5 μM MnCl2.

    Nährmedium nach Epstein

    Ein Liter fertige Lösung enthält:
    1 mM KNO3
    1 mM Ca(NO3)2
    1 mM NH4H2PO4
    1 mM (NH4)2HPO4
    1 mM MgSO4
    0,02 mM Fe-EDTA
    0,025 mM H3BO3
    0,05 mM KCl
    0,002 mM MnSO4
    Spurenelemente:
    0,002 mM ZnSO4
    0,0005 mM CuSO4
    0,0005 mM MoO3

    Spurenelementzusatz nach D. R. Hoagland (1884–1949)

    Ein Liter fertige Lösung enthält:
    55 mg Al2(SO4)2
    28 mg KJ
    28 mg KBr
    55 mg TiO2
    28 mg SnCl2 · 2 H2O
    28 mg LiCl
    389 mg MnCl2 · 4 H2O
    614 mg B(OH)3
    55 mg ZnSO4
    55 mg CuSO4 · 5 H2O
    59 mg NiSO4 · 7 H2O
    55 mg Co(NO3)2 · 6 H2O

    Quelle, unter anderem: https://de.wikipedia.org/wiki/Hydrokulturd%C3%BCnger

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